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AusDerTiefe's avatar

1. Zareas

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1.Zareas

Die Zeit heilt alle Wunden so sagt man.
Irgendwann wird man das Vergangene vergessen.
Was Geschehen ist kann man nicht mehr rückgängig machen.
All diese dummen Weisheiten nützen nichts.
Wenn man einen großen Verlust erlitten hat, wird man
alles tun um die schönen Momente in Erinnerung zu behalten.


Den Weg den ich entlangging kannte ich bereits Auswendig, ich hätte ihn im Schlaf gefunden. Und doch ließ ich mir, als ich das große Tor passiere, den Weg von den Fackeln zeigen. Es war schon Gewohnheit. Normalerweise mag ich solche dunklen, kalten und verlassenen Orte nicht. Ich liebte es wenn mir der Wind meine Mähne verwuschelte, meine Pfoten sich im weichen Sand eingruben, meine Nase die frische Luft einsog. Doch all das was mir einmal Freude bereitet hatte ist nun nichts mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.
Schon seit geraumer Zeit war mir all das egal. Und so richtete ich mich immer mehr darauf ein mein restliches Leben in Dunkelheit und Einsamkeit zu verbringen.

Die Fackeln wurden weniger und am Ende des Ganges war Licht zu sehen. Mein Herz wurde schwerer, fühlte sich an als würde es Tonnen wiegen. Ich erreichte die Höhle, und sah die metallene Gestalt am Boden liegen. Nicht einmal die Lava hatte ihr etwas anhaben können.
Friedlich sah ihr Gesicht aus. Als ob sie schlafen würde. Nur würde sie nie mehr erwachen. Sogar ihre Seele war im Metall gefangen. Nicht einmal diese konnte ihre Ruhe finden. Wenn ich Tränen vergießen könnte hätte ich das schon längst getan. Es war grausam. Warum sie? Warum musste sie hierher kommen? Ich würde es wohl nie begreifen. Es war noch nicht einmal eine Genugtuung das ihr Mörder jetzt auch Tot ist.

Ich legte mich neben Nura und versank wieder in meiner Trauer. Immer wenn ich hier war erinnerte ich mich an unsere Erlebnisse. Wie unsere erste Begegnung.

Ich war noch ein Welpe, wusste nicht warum ich allein war. Das einzige an das ich mich erinnern konnte war, dass das Rudel dem ich angehört hatte plötzlich verschwunden war. Ich lag in der prallen Mittagssonne, ich kam mir vor als würde ich in eine riesigen Ofen sein. Ich war schon fast hinüber als Manduc mich fand. Ein paar Tage kümmerte er sich um mich, bis ich wieder zu Kräften kam. Doch er wusste dass ich nicht bei ihm bleiben konnte. Also suchte er einen Ort an den ich bleiben konnte. Er trug mich in seinem Maul durch ganz Narfallah bis er ein Kind getroffen hatte. Sechs Jahre war es alt. Er bat sie auf mich aufzupassen und ohne mich zu kennen nahm sie mich auf.
Schon damals hatte sie eine mächtige Magie. Sie konnte sich alles via Magie beschaffen, außer einer Familie. Sie tat mir leid. Wir beschlossen zusammenzuleiben. Ich bin ihre Familie gewesen, sowie sie meine war. Sie half mir mehr über meine Vergangenheit und über mich selbst herauszufinden. Sie konnte die Freude in mir spüren als ich Farina traf. Ich war doch nicht der einzige der hier lebte. Nura ermutigte mich mit Farina umherzustreifen. Als sie uns hinterher sah lächelte sie zwar, doch erreichte ihr lächeln nicht ihre Augen. Sie dachte ich würde sie verlassen. Als ob ich das jemals gekonnt hatte. Fast ein ganzes Jahr war ich weg, sie hatte es wohl selbst nicht geglaubt dass ich zurückkommen würde. Umso größer ihre Freude und ihr Erstaunen als ich wieder da war. Und als sie sah dass ich nicht allein war, sondern zwei meiner Welpen mitgebracht hatte, kamen ihr vor Freude Tränen. Ich sah sie zum ersten Mal weinen. Auch wenn es nur Freudentränen waren musste ich sie trösten.
Unsere Verbindung wurde immer tiefer, nichts hätte uns trennen können.
Hätte.
Ja hätte wäre wenn.
Bis zu ihren Nächtlichen Ausflug mit Storkar war alles in Ordnung gewesen. Weiter konnte ich nicht denken, sonst würde ich vor Schmerz zerrissen werden.

Ich stand auf und ging, warf aber immer wieder einen Blick zurück. Ich wusste dass sie morgen auch noch hier liegen würde. Wer sollte sie denn schon wegbringen?
An ihr hatte doch niemand Interesse.
Ich konnte auch mit niemanden über meine Gefühle reden. Meine Kinder litten auch, wenn auch nicht so sehr wie ich. Und Manduc, Manduc war verschwunden. Einfach so. Er hatte alle Spuren seines Aufenthaltes hier beseitigt. Genau wie seine Nichte. Auch sie war weg. Das Verschwinden Manduc’s setzte nicht nur mir zu. Auch meine Kinder waren traurig. Sortas hatte in Viridis eine gute Freundin gefunden die seinen ganzen Blödsinn mitmachte. Und Taristra, sie hatte es wohl noch schlimmer getroffen. Ich wusste bis zu Manduc’s Verschwinden nicht welche Gefühle Taristra für ihn hegte.

Der warme Wind verwuschelte wieder meine Mähne, es war wieder der normale Ablauf im Land. Niemand erinnerte sich noch an das was vor Wochen geschehen war. Oder niemand wollte sich erinnern. Wie auch immer.
Das gute an der ganzen Sache war das sie alle einen großen Bogen um mich machten. Wenigstens etwas.
Ich sah CherCon’s Runinen. Ja Ruinen sind es nun. Unter den tausenden von Hufen und durch die Lava wurde CherCon dem Erdboden gleichgemacht. Die Grundmauern standen noch und einige Türme hatten es auch überstanden. Aber mehr auch nicht. Nun war die Ruine mein Zuhause. Niemanden ließ ich zu nah an die Burg. Wer es doch wagte sich ihr zu nähern wurde von mir verjagt. Nur verstanden es einige Viecher nicht. Ibire streiften durch die Überreste der Burg als ich nicht da war. Sie kamen nie wieder heraus. Jeder der CherCon jetzt betritt, wird es nie wieder verlassen. Dafür werde ich sorgen.

Ich ging durch das große Metallene Tor. Es hing nur noch in den Angeln. Vor der einstigen Pracht dieses mit verschiedenen Ornamenten verzierten Tores war nicht mehr viel übrig. Ich legte mich in die Eingangshalle und rührte mich nicht mehr. Gefressen hatte ich schon lange nicht mehr. Ich verzehrte mich nach frischen Seelen, doch konnte ich nichts fressen. Schon bald schloss ich die Augen, ich hatte mich nun endgültig für die Einsamkeit entschieden. Ich spürte die Blicke meiner Kinder auf mir, doch reagierte ich nicht. Wozu auch, es hatte eh keinen Sinn mehr. Taristra’s seufzten drang an meine Ohren, ich wusste das sie sich sorgen machte. Ich legte meinen Kopf auf mein linkes Bein, die Ringe die Nura mir schenkte waren verschwunden. Ich hatte mich so an sie gewöhnt. Da war wieder die Wut die in mir aufstieg und ich konnte nicht anders. Ich brüllte, die Druckwelle die mein Brüllen auslöste ließ die Wände wackeln, von der Decke kamen kleine Steine herunter, die verbrannten Überreste der Vorhänge fingen an sich zu bewegen. Ich schreckte damit die Seelen auf die wir hier gefangen gehalten hatten. Wie von Sinnen sprang ich auf, verwüstete alles was mir unter die Pfoten kam. Meine Kinder hatten sich verzogen, sie hassten es wenn ich so ausrastete. Und ich wusste auch warum. Wenn ich weiter so machte würde ich nur noch ein Schatten meiner selbst sein. Ich würde die schwarze Seite des Löwens in mir, den jeder KatzenLöwenSeelenHund in sich trug, erwecken und dann wär ich verloren. Dieses Schicksal war schlimmer als der Tod. Aber ich hatte eh nichts mehr zu verlieren. Und doch sträubte ich mich dagegen.
Ich beruhigte mich wieder, ließ mich wieder auf dem Boden nieder und bewegte mich nicht mehr.
Ich wollte mich nicht mehr bewegen.
Nie wieder.

(c) by me
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sturmfeuer's avatar
Parkurs Ausflug hat viel Schaden angerichtet (und dann lebt der immer noch O_O). Zareas tut mir sehr leid und seine Kinder auch :(. Die Geschichte ist super geschrieben. Ich bin jetzt selber ganz niedergeschlagen.
Und Zareas Portrait sieht sehr gut aus.